1. April 2019

„Nichts geht ohne den Beistand der Wörter“.

Klaus Merz ‚firma’, Haymon 2019

Der Poet aus dem Kanton Aargau, der Verdichter aus Unterkulm, der Bäcker- und Konditorsohn aus Menziken hat ein neus Buch geschrieben mit dem eigenen Titel ‚firma’. Es freut mich auch ausserordentlich und stimmt zuversichtlich für die Literatur, dass dieses doch eher leise Werk und ein langsam zu lesendes Buch überdies auf mehreren Bestenlisten figurierte. Was zeigt, Klaus Merz’s Literatur wird nicht nur von Expertinnen und Experten hoch gelobt, sondern seine Bücher werden gekauft und gelesen. Erstaunlich ist das natürlich nicht, zieht man in Betracht, wie kontinuierlich Klaus Merz seine literarischen Fühler in den letzten 50 Jahren ausgestreckt und seine Themen und vor allem seine Sprache beharrlich vorangetrieben hat. Immer noch konzentrierter und noch kondensierter, kommt mir vor, sind seine Texte im Laufe der Zeit geworden und gleichzeitig immer weiter ihr Echoraum. Ihm sei wichtig, wenig genug zu sagen, hat der Autor in einem Radiogespräch zu seinem neuen Buch gesagt. Wenig genug.
‚firma’, das sind eigentlich zwei Bücher in einem, nämlich 50 datierte Prosaminiaturen und eine Sammlung von Gedichten. ‚firma’, das ist einerseits auf engstem Raum ein Rückblick auf ein halbes Jahrhundert mit Ereignissen wie dem Prager Frühling, dem Mauerfall, der Finanzkrise, aber auch und vielleicht in erster Linie ein Rückblick auf fünfzig Jahre Schweizer Schriftstellerleben und dem spezifischen Blick auf die Welt. Ich vermute, in dieser ständig gefährdeten ‚firma, gegründet in einer Badeanstalt, unmittelbar neben dem Friedhof, wird Ungewöhnliches produziert. Ich vermute, in dieser Firma mit einem fürsorglichen Stiftungsrat, in der ein Geist herrscht und in der der Revisor ein Segler und Leser ist und der einzige Untermieter ein permanent klammer Hutmacher mit sieben Kindern, ich vermute, dass auf diesem abgeschlossenen Firmenareal in erster Linie mit Zutaten wie Wörter, wie Sätze und Punkte hantiert wird und viel Platz für Imaginäres vorhanden ist. 
Und jenseits des Firmenzauns leuchten die Gedichte. Eine Sammlung, überschrieben mit ‚Über den Zaun hinaus’. Aber auch hier: Wer wuchernden, ausufernden Wildwuchs erwartet in dieser Lyrik, liegt falsch. Ihr Schöpfer ist einer, der nicht viele Worte macht, aber in den Wörtern zu Hause ist. 

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