31. Dezember 2020

Klopfzeichen

Ich weiss nicht, wie oft ich dieses Jahr die immer gleiche Runde gegangen bin. Ganz bestimmt noch häufiger als jedes Jahr zuvor. Direkt vor dem Haus starten und fünf Viertelstunden zügig gehen. Erst hoch zum Wald, dann über den Feldweg mit Blick auf den Zugerberg und auf die Bergkette in der Ferne. Heute im frühen Licht des letzten Tages dieses denkwürdigen Jahres im Aufstieg zum Wald einen Raubvogel gesehen. Er hat hoch in einem Baum einen Beobachtungsposten bezogen und unbeirrt dort verharrt. Noch immer neide ich ihm seine gute Position. Nachher den Wald und seine ganze Stille für mich allein gehabt. Das Klopfen eines Spechtes vernommen, aber den Vogel nicht ausmachen können, denn seine Komplizen, die mächtigen Buchen und Tannen, schützen ihn zuverlässig. Ihre Stämme bis hoch in die Wipfel abgesucht, ohne Erfolg, und schliesslich weiter gegangen. Kein anderes Wesen mehr getroffen ausser dem Raubvogel und dem unsichtbaren Specht. Mir erscheinen sie beide als mir immer verwandter.

5 Kommentare

  • Barbara sagt:

    Ich kann es mir vorstellen, dass eine, die die Wörter abklopft, mit Wesen verwandt ist, die sich nicht zu erkennen geben.

  • Jörg Gygax sagt:

    Liebe Theres
    Es is so schön und „heimelig“ was du da schreibst. „Heimelig“ deswegen weil ich das Gleiche, speziell in diesem Jahr, sozusagen genauso erlebe; vier bis fünf Mal die Woche. Zum Beispiel von der Schönau, durch den Wirtlenwald, nach Ursmu, dann je nach dem, via Ligschwil oder Baubu wieder zurück. Für mich ist das, also der Gang in unserer schönen Natur, die beste „Batterieladestation“.
    Auf ein gutes neues Jahr…

  • debora sagt:

    Wieder so schöner Text, liebe Theres, lang erwartet, freu mich daran.
    Anche io. Und wir (in den obigen Texten) so ähnliches getan, und doch jede und jeder es ganz eigen wohl erlebte, meinerseits zum Beispiel sinniere ich dabei, nebst dem Lauschen auf den Specht, den unermüdlichen und meist unsichtbaren, oft über „das Schweigen der Amseln“ nach in diesen Zeiten, irgendwo sind sie ja gewiss, „bald“ vielleicht wieder zu vernehmen…, so sei es.

  • Theres sagt:

    Liebe Barbara, lieber Jörg, liebe Debora, dass ‚Klopfzeichen‘ Echos auslöst, freut mich sehr – ich danke euch für eure schönen Reaktionen. Und dass jemand sogar wartet auf einen Text, rührt mich und spornt mich an, meinen Blog wieder regelmässiger zu bedienen – fast ein Neujahrsvorsatz! Euch allen ein gutes, ein besseres Jahr.

  • mariethé senti-ast sagt:

    mariethé, 2.jan.22.00

    Lustig die Idee mit der Wesensverwandtschaft.Fern von andern, allein auf meinem Posten hab ich mich auch schon gefühlt. Aber als klopfender Specht ??
    Grad fällt mir mein pochendes Herz ein, das manchmal gar wild klopft…. für die andern unsichtbar, so hoff ich wenigstens. Und hoffen tu ich auf weitere spannende Begegnungen mit dir, Theres, auf deinem Blog und noch fast noch lieber live.
    Danke für alles und mach weiter so.

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