Theres Roth-Hunkeler

bloggt über Haupt- und Nebensächliches.

Jetzt mal Klartext: Einige Autor*innen bezeichnen ihre Bücher als ihre Kinder. Und das, auch wenn sie selbst Kinder haben. Mich befremdet das stets, der Vergleich passt nicht und ist nach meinem Empfinden unzulässig. Ein Kind ist ein Kind und ein Buch ist ein Buch. Und nein, weder ist für mich das Schreiben eines Buches wie eine Schwangerschaft noch sein Erscheinen wie eine Geburt. Nicht nur, dass eine Schwangerschaft kürzer dauert als das Schreiben eines Romans und eine Geburt mit Schmerzen und einem unvergleichlichen Körpererlebnis verbunden ist, während das Erscheinen eines Buches nicht weh tut, im Gegenteil, und den Körper auch nicht verändert. Aber das Wichtigste: Kommt ein Kind zur Welt, hast du keine Ahnung, wer und wie dieses Kind sein wird. Ein Wesen, das du noch nicht kennst, ein Wesen voller Überraschungen, dem du dich immer wieder neu annäherst und zwar für immer, so lange du lebst, während du ein Buch bei seinem Erscheinen fast auswendig kennst. Die Überraschungen kommen später, wenn Leser*innen Dinge im Buch lesen und herauslesen, die geschrieben zu haben du dich nicht erinnern kannst. Denn zum Glück sinkt der Buchtext bald ab, musst du dich konzentrieren beim Vorlesen aus dem neuen Buch und in deinem Gedächtnis ist wieder Platz für anderes. Kinder aber sinken nie ab. Verschwinden nie aus dem Gedächtnis. Meine älteren Bücher sind zwar noch da, einige sind nur noch antiquarisch erhältlich, aber mein Herz brennt stets für das neue Buch und, ehrlich gesagt, am allermeisten für das noch nicht geschriebene. Man stelle sich vor, das wäre mit eigenen Kindern auch so. Was biologisch zum Glück rein unmöglich ist. Zugegeben, man könnte zehn Kinder haben und jedes von ihnen wäre wieder eine einzige Wundertüte. Interessant wäre das schon, aber in mancherlei Hinsicht nicht realistisch. Deshalb bin ich sehr glücklich, drei ganz unterschiedliche und längst erwachsene Kinder zu haben, alle drei liebenswerte und komplizierte Wesen von Beginn weg und bis heute. Und ich freue mich über meine Bücher, das siebte, ‘Damenprogramm’ ist eben erschienen – und insgeheim bin ich beim achten…
Neugierig auf ‘Damenprogramm’? Am Montag, 18. September 2023 um 19.30 Uhr ist Buchpremiere in der Bibliothek Zug. Weitere Infos hier: https://www.bibliothekzug.ch/veranstaltungen#/events/60905226-0f29-4748-9ad0-b962e4e42eb4?location=Bibliothek%20Zug