24. März 2021

Schweben ist schwer

Gesehen auf dem Areal der Kantonsschule Zug

Der Frühling rauscht nun doch noch an, obwohl ich angesichts der eisigen Temperaturen in letzter Zeit befürchtet habe, auch er könnte sich im Lockdown befinden. Zum Glück ist dem nicht so, es gibt untrügliche Zeichen, dass er auf leisen Füssen antanzt. Zum Beispiel mit dem noch etwas zögerlichen Forsythiengelb in den Gärten, den spriessenden Magnolienknospen und den Massliebchen auf Wiesen und Rasen. Dazu die zuverlässigen und allmorgendlich früheren Vögel. „S’ sch all das» würde man in der Ostschweiz dazu sagen, was man mit einem simplen «immerhin» übersetzen könnte. Nur bedingt dieses «immerhin» einen Bezug. Immerhin wird es Frühling angesichts … Sie wissen sehr wohl, wie die Ergänzung lautet. 
«Es gilt, den Schwebezustand auszuhalten», schreibt das Literaturhaus Zentralschweiz lit.z gestern in seinem Newsletter. Unter Schwebezustand habe ich mir bislang etwas Positives vorgestellt. Etwas Glückliches, zum Beispiel verliebt zu sein und noch nicht zu wissen, ob aus den hochschiessenden Gefühlen was werden wird. Oder dieser seltsame Zustand zwischen Traum und Schlaf, wenn du unsicher bist, träumst du jetzt oder bist du wach?  Schwebezustand heisst doch, noch ist alles möglich. Noch ist nichts entschieden. Nur, prägt nicht die Hoffnung das Unentschiedene? Dass sich alles zum Guten wenden werde? Zugegeben, du hängst im akuten Stadium dieses Zustands in der Luft wie eine Schwebfliege, die auch Steh- oder Schwirrfliege genannt wird. Allerdings besitzt sie die Fähigkeit, immerhin fliegend auf einer Stelle zu verharren, was man beim Menschen wohl etwas profaner als treten an Ort bezeichnet. Sollen wir uns daran gewöhnen? Oder sollen wir abheben? Oder was schwebt Ihnen vor?  

3 Kommentare

  • Erna Müller-Kleeb sagt:

    Liebe Theres

    Immer wieder anregend, deine Gedanken.
    Vielen Dank dafür.

  • wladimir sagt:

    Welch schöner und bedenkenswerter Text auch diesmal, danke liebe Theres. und diese Frühlings-Freudenworte von Dir, wunderbar!
    So gäbe uns also auch gar das „Literaturhaus Zentralschweiz“ sozusagen vor, was „wir“ zu denken fühlen empfinden hätten. Ich sinnierte in diesen Wochen und Monaten oft auch über „die Psychologie der Massen“, auch den, wie mich dünkt, machtvollen Einfluss der Medien, wie eben „die Bevölkerung“ es erlebe mit und in dieser Pandemie, und dies Erleben (inkl. solchem wie etwa die Wut über Einschränkungen der individuellen Freiheiten wegen der Vorschriften „von oben“, diesmal pandemie-bedingten, oder das Elend mancher, dass leider nicht „Apero im Freundeskreis in der Lieblingsbeiz“ möglich sei, etcetc) also der Norm entsprechend wäre, aber vielleicht versteh ich ja das alles sehr falsch weh mir –

  • katharina steinemann sagt:

    Liebe Theres, es geht mir ähnlich wie dir mit dem Schwebezustand.
    Eigentlich gab es doch nichts Schöneres als auf einer Schaukel hinauf zu fliegen in den Himmel, immer und immer wieder…

    Dieses Dazwischen wird es wohl sein, was einen ungeduldig machen kann, zwischen Himmel und Erde.

    Und eben wie jetzt, wo es wieder schneit mitten im Frühling, obwohl auch Schneeflocken schweben…

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