24. Februar 2019
Dreinfunken
„Eben das Leben, das tägliche Leben in seiner Banalität und Erhabenheit, mit Liebesstreit, Steurbescheiden und Politik, von dem der Schriftsteller zehrt, ebendieses Leben hält ihn vom Schreiben ab. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn anders als der Arzt, Professor oder Ingenieur ist der Schriftsteller Tag für Tag in der Lage und fühlt bei rechtem Verstand auch die Verpflichtung – da er sich die Pflichten ohnehin selbst auferlegt – , alles beiseitezustellen, wann immer es etwas Wichtigeres im Leben gibt als ein Buch.“ Navid Kermani in ‚Das MAGAZIN’ Nr. 3, 19. Januar 2019, „Der Freund“.
Und wann erscheint das nächste Buch? Warum dauert es immer so lange bei dir? Diese Fragen begleiten mich, seit ich ein erstes Buch publiziert habe. Weil ich langsam bin, lautet eine Antwort. Sie ist wahr, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Weil das Leben dazwischen funkte, funkt und wohl weiterhin funken wird. Heftige Turbulenzen, Gefühlsstürme, Ausschläge in beide Richtungen, nach oben und nach unten, Glück und Aufregung, Krankheiten, Liebeskummer, Umzüge, einfach alles, was dazu gehört zu einem insgesamt banalen Alltag. Neue Menschen wurden geboren und wollten begrüsst und begleitet werden. Und es starben Menschen, sie wollten begleitet und verabschiedet und betrauert werden.
Wie das andere machen, die bei jeder Wetterlage unbeirrt weiterschreiben und mit schöner Regelmässigkeit neue Werke vorlegen, ich weiss es nicht. Ich bewundere sie. Und ich lese ihre Bücher, denn lesen geht (fast) immer!